Stellen Sie sich vor, Sie wachen an einem strahlenden Montagmorgen auf, der von der Sonne durchflutet wird, die sich wie ein aufdringlicher Nachbar in Ihr Schlafzimmer schleicht. Was könnte besser sein als ein dampfender Becher Kaffee, der Ihnen den nötigen Schwung für den Tag gibt? Richtig, nichts! In der modernen Welt ist Kaffee nicht nur ein Getränk, es ist ein Lebensstil, ein Statussymbol und in einigen Fällen sogar eine Zahlungsmethode – werfen Sie einfach ein paar Bohnen in eine Ecke und hoffen, dass der Barista Ihre kryptischen Gesten versteht.
Wir leben in einer Zeit, in der der durchschnittliche Kaffeetrinker mehr über die Herkunft seiner Bohnen weiß als über das aktuelle Weltgeschehen. Man spricht von Arabica, Robusta und dem neuesten Trend – der „Geisterbohne“, die nur unter dem Licht eines Vollmondes geerntet wird. Man fragt sich, ob es Zeit ist, bei Starbucks ein „Venti Cold Brew mit makellosem Ozonwasser“ zu bestellen oder einfach nur einen normalen Kaffee trinken zu gehen, der nicht wie ein Wissenschaftsexperiment in einem Chemielabor aussieht.
Einen Tag im Leben eines Kaffeeliebhabers zu beschreiben ist wie das Erstellen eines Lebenslaufes für den Posten des Papst: man muss auf jeden Fall die Highlights hervorheben, aber man hat es mit nichts anderem als einer riesigen Menge an Aufregung zu tun, die keiner wirklich versteht.
Morgens um 8:00 Uhr geht es los: Der erste Schluck Kaffee. Das Gefühl ist so berauschend, dass man fast bereit ist, seine Ausbildung für das nächste große Ding in der Kaffeewelt zu opfern. Wo sind die Zeiten geblieben, in denen ein einfacher Filterkaffee ausreichte? Jetzt sind wir in einer Ära von Siphon-Kaffee und Cold Brew angekommen, wo selbst Kaffee kochen wie ein Meisterwerk eines hochbezahlten Kochs aussieht.
Auf dem Weg zur Arbeit stellt sich die nächste Frage: Wie viele Kaffeeklatscher, die sich über die neuesten Auswirkungen von Koffein auf das Streben nach Glück unterhalten, kann ich in den nächsten 10 Minuten ertragen? Die U-Bahn füllt sich mit Menschen, die mehr Fotos ihres Kaffees machen, als sie Zeit haben, ihn zu trinken. Die Kaffeetasse wird zum neuen Statussymbol, das so viele Facebook-Statusmeldungen ziert, dass man sich fragen muss, ob die Bohnen vielleicht magische Eigenschaften haben, die den eigenen sozialen Status erhöhen.
Natürlich ist es abends an der Zeit, den Kaffee mit einem Glas Rotwein zu ersetzen, um die Koffein-Nacht und die Wein-Welt zu vereinen. Nach all den redaktionellen Beiträgen über Kaffeekultur hat man fast das Gefühl, dass man tatsächlich ein Barista in einer hippen Stadt ist, während man in der Realität einfach nur in einem einmütigen Café vor der Arbeit sitzt und sich auf die verblassenden Reste des Nachmittags freut. Die Frage ist, wird die nächste Generation von Kaffeetrinkern je verstehen, wie es war, „normalen“ Kaffee zu trinken?